Regionalismen

Da stand ich hinter einer Kollegin in der Küche und sie wischte gerade verschütteten Kaffee von der Arbeitsplatte auf der auch die Kaffeemaschine steht. „Na, hast Du geplempert“ fragte ich sie, Sie drehte sich um und sah mich an, als käme ich von einem anderen Planeten und spräche, sagen wir: Alphacentaurisch. Ich fragte, ob sie dieses Wort nicht kenne – „das kennt keiner, außer Dir“, war die schnippische (schon wieder so ein Wort?) Antwort. Meine Lieblingswörterbücher online und offline verzeichnen dieses Wort als landschaftlich (DUW) oder landschaftlich umgangssprachlich (HWDG) und das DWDS verzeichnet in seinem Korpus wenigstens einen Beleg für plempern.

Wenn überhaupt scheint das Wort eher in der Fügung verplempern geläufig. Und hier am ehesten in Verbindung mit Zeit oder Geld. Flüssigkeiten scheinen eher keine Rolle zu spielen, wie auch das DWDS in seinem Kollokationsgraph zeigt. Obwohl doch das zugehörige Nomen Plempe eine dünne, geschmacklose trinkbare Flüssigkeit beschreibt. Von den genannten Wörtberüchern als landschaftlich salopp klassifiziert.

Nun gut, plempern mag regional sein, aber scheint, als kennten auch andere Sprachteilhaber dieses Wort.

Zwei weitere Wörter, die dann schon nicht mehr zu meinem aktiven Wortschatz gehören, jedoch zum Wortfeld von Plempe, plempern und verplempern und sind Plörre und das zughörige  plörren. Das DUW führt es als Regionalismus („abwertend norddeutsch für ein schlechtes Getränk)  und Lernwörterbücher wie das LGW verzeichnet es – verständlicherweise gar nicht.
Von den lexikalischen Datenbanken verzeichnet nur WUL das Wort Plörre, interssanterweise in den Nachbarschaft von Kaffee und Riesling. Allein die lexikalische Datenbank zur Ruhrgebietssprache verzeichnet Plörre als Bezeichnung für ein Getränk bei dessen Anblick man schon Angst vor den Kopfschmerzen am nächsten Tag bekommt.

Ich liebe Regionalismen und das Eintauchen in die Wortbedeutungen macht immer wieder Spaß!

Worte, Wörter, Wörterbücher (Teil 1)

Titel des Buches: "Worte, Wörter, Wörterbücher"Unter diesem Titel habe ich zusammen mit einem Kollegen vor vielen, vielen Jahren eine Sammelpublikation zum Thema „Wörterbuch machen“ herausgegeben. Hier und an vielen anderen Stellen haben Kollegen und  ich (z.B. in der Zeitschrift HERMES) darüber nachgedacht, wie man das Entwickeln von Wörterbüchern mit Computern unterstützen und wie die Informationen in Wörterbüchern gegliedert sein müssen, damit sie maschinell verwaltet und abgerufen werden können. All dies ist, wie gesagt schon viel Jahre her. Genauer: in den 1980er und 1990er Jahren. Inzwischen wurden die damaligen Zukunftsvisonen weit übertroffen. Wörterbücher gibt es im Internet frei zugänglich und es soll schon Schüler geben, die sich bei ihren fremdsprachlichen Unterrichts- und Abiturvorbereitungen allein auf www.leo.org verlassen.

Hier möchte ich besonders auf zwei lexikographische Hilfsmittel im Internet hinweisen, die diesen Namen verdienen.
Sie erschließen lexikographische, lexikologische, aber auch grammatische Informationen für alle Menschen, die mit Sprache arbeiten – kostenlos.
Die Informationen in diesen Wort-Datenbanken sind Deskriptionen, das heißt, Sie beziehen sich auf den nachweisbaren Sprachgebrauch. Sie versuchen nicht vermeintlich richtigen Sprachgebrauch zu vorzuschreiben.
Das heißt man erfährt nicht, was richtig oder falsch sei, sondern der Sprachnutzer kann nachschauen, in welcher Gesellschaft er sich befindet, wenn er oder sie ein Wort oder eine Fügung in einer bestimmten Weise benutzt.

Das DWDS – Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache (www.dwds.de)

liefert Auswertungen aus seinem umfangreichen Kernkorpus.

Die Auswahl der Texte wurde von der Arbeitsgruppe DWDS und Mitgliedern der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften begleitet und begutachtet. Ziel war es, dem Ideal der Repräsentativität möglichst nahe zu kommen, und ein lexikographisches Corpus zusammenzustellen, das als ausgewogen und hinreichend groß in Bezug auf den Forschungsgegenstand „deutscher Wortschatz des 20. Jahrhunderts“ bewertet werden kann. Das DWDS-Kerncorpus ist folgendermaßen verteilt:

  • Schöne Literatur (ca. 26%)
  • Journalistische Prosa (ca. 27%)
  • Fachprosa (ca. 22%)
  • (Transkribierte) Texte gesprochener Sprache (ca. 5%)“
  • Gebrauchstexte (ca. 20%)
Außerdem erhält man den entsprechenden Artikel aus dem Wörterbuch der Gegenwartssprache, das unter Lexikographen als eines der besten Wörterbücher der Deutschen gilt. Wobei sich die Bezeichnung „Gegenwartssprache“ auf die Sprache bis 1977 bezieht. Dennoch hat es Maßstäbe für die einsprachige Lexikographie des Deutschen gesetzt.
Die Informationen aus dem Korpus und dem Wörterbuch werden miteinander verknüpft, so dass man sowohl die (typischen) Wortnachbarschaften (aus dem Korpus) als auch semantische Beziehungen der nachgeschlagenen Lexeme (Wörter) erhält.
Das DWDS ist eine Wortdatenbank von hoher Beschreibungsqualität. Eine Wortdatenbank, die sich die o.g. lexikographischen Träumer bereits in den 80er und 90er Jahren gewünscht haben.

Das Wortschatzportal der Universität Leipzig (wortschatz.uni-leipzig.de)

ist ebenfalls eine deskriptive Wort-Datenbank, die die Informationen zur deutschen Lexik aus „öffentlich zugänglichen Quallen automatisch“ erhebt. Außer diesen spärlichen Informationen auf der Startseite erfährt man nicht viel darüber, wie das Korpus zusammengesetzt ist. Die Informationen, die man nach einer Anfrage erhält sind sehr ausführlich und mit den Einträgen in der Datenbank verlinkt. Nicht so schön wie im DWDS, aber dennoch informativ ist der Kollokationsgraph. Dazu gibt es links und Relationen zu anderen Wörtern und Wortgruppen. Sehr hilfreich ist die Einordnung des aufgesuchten Lexems (Wortes) in die Bedeutungsgruppen von Dornseiffs „Deutschen Wortschatz in Sachgruppen“, den es m.E. leider nicht online gibt, die neueste Ausgabe (8.Auflage) gibt es allerdings mit CD-ROM.
Darüber hinaus erhält man im Portal eine Zusammenstellung der Wörter des Tages:
Die »Wörter des Tages« zeigen, welche Begriffe heute besonders aktuell sind. Dazu werden verschiedene Tageszeitungen und Newsdienste täglich ausgewertet. […] Die Aktualität eines Begriffs ergibt sich aus seiner Häufigkeit heute, verglichen mit seiner durchschnittlichen Häufigkeit über längere Zeit hinweg.
So fanden sich, folgerichtig vor und nach der Vorstellungs von Apples iPad, die Wörter AppleMac und iPhone und Apple-Chef bei den Wörtern des Tages am 26.1. und am 27.1.Gerne würde ich erfahren, welche Quellen für das Gesamtkorpus und für die „Wörter des Tages“ ausgewertet werden …
Alles in Allem ist auch das Wortschatzportal der Uni Leipzig und gutes Werkzeug für Spracharbeiter/innen.
Beide vorgestellten lexikalischen Datenbanken sind hervorragende Werkzeuge für jede/n die/der mit Sprache arbeitet. Wenn ich manche Texte lese (online oder in der realen Welt), wünsche ich den Werkzeugen eine größere Bekanntheit und eine intensivere Nutzung.
(… wird fortgesetzt)

Diesmal proaktiv: das Unwort des Jahres.

Nicht ein die öffentliche Diskussion bestimmendes Wort wurde diesmal von der Jury zum Unwort des Jahres gekürt, sondern ein Wort, das, nach Kenntnis der Juroren, in nur einem Betrieb verwendet wurde. Jedesfalls wurde nur diese eine Verwendung öffentlich gemacht. Das Unwort des Jahres 2009, das von einer Jury um den em. Professor für Sprachwissenschaft Horst Dieter Schlosser gewählt wurde, ist betriebsratverseucht. Unter den über  900 Vorschlägen war es keinesfalls das häufigste. Die Jury wollte diesmal eine Diskussion anstoßen und nicht mehr nur abbilden, gibt Schlosser zu Protokoll. betriebsratverseucht sei ein Wort, „das gleichsam im Kommen ist, da wollten wir stopp sagen“.

Hmh …, die Verwendung sprachlicher Mittel scheint mir eher ein Reflex auf gesellschaftliche Verhältnisse zu sein. Insofern sind die jährlich gekürten Unwörter ein Beitrag zur Analyse des Zustandes unserer Gesellschaft. Auch proaktiv ein Wort zu küren, um auf gesellschaftliche Entwicklungen aufmerksam zu machen ist sicherlich wichtig.

Mich würde allerdings interessieren, was Schlosser meint, wenn er im Interview mit der tagesschau sagt, dass er „stop“ sagen wolle. Zunächst macht eine solche Wahl das Wort ja eher populär (im Sinne von „in aller Munde“) – und natürlich kommt es dann auf den „Index“. Ob das aber die Bekämpfung des Ungeistes des mangelnden Respektes vor den arbeitenden Menschen ist, die sich Gewerkschaftsführer Bsirke im selben Interwiev erhofft, scheint mir zweifelhaft.

Ich frage mich ohnehin, ob die mancherorts sehr virtuos verwendete „politisch korrekte“ Sprache wirklich zu weniger Diskriminierung und zu mehr Gleichberechtigung und Rücksichtnahme führt.

Wie gesagt: Sprachverwendung ist ein Spiegel – und mithilfe dieses Spiegels können wir Zustände und Entwicklungen erkennen und ggf. kritisieren. Ganz sicher ändert sich nichts am Gespiegelten, wenn wir Spiegel verbieten, sie ganz oder teilweise abkleben oder die Spieglung durch Farbe verändern.

Die proaktive Geisselung des Wortes betriebsratverseucht wird sicherlich nicht den Ungeist in die Flasche zurückschicken, allenfalls wird sie ihn unsichtbar machen.

Weitere links zum Thema „Unwort des Jahres“

Focus online
Website „Unwort des Jahres“
Infos der tagesschau-Redaktion

Neue, alte Lieblingswörter

Wenn ich mein Texte (on- und offline) der letzten Zeit so ansehe, finde ich darin drei Wörter, zu denen ich per Mail oder von KorrekturleserInnen hin wieder wieder befragt werde. Wörter die sich so in meinen Wortschatz eingeschlichen haben:

krude, erklecklich und usselig

Wörter die hin und wieder sogar als Regionalismen oder veraltet diffamiert werden. Ein Anlass, der Sache mal auf den Grund zu gehen:

krude
Ein Wort, das aus dem lateinischen stammt und selbst von den Wörterbüchern des DUDEN-Verlages als „bildungssprachlich“ eingestuft wird – mit der Bedeutung „roh“, „grob“, „rüde“. Dies sind die Bedeutungen, die sich aus dem dem lateinischen crudus „roh“, „ungekocht“, „unbearbeitet“ und „rauh“ ableiten lassen. In meiner Verwendung und in Verwendungen, wie ich sie bisher gelesen habe, beschreibt es eher den Zustand „wirr“ oder „absurt“.
Diesen Widerspruch zwischen Kodifizierung im Wörterbuch und Gebrauch (im Textkorpus) dokumentiert aus das DWDS

erklecklich
Tatsächlich ein  altes deutsches Wort, das für meinen Geschmack leider viel zu selten gebraucht wird. Beschreibt es doch in einem Wort die Spanne zwischen „beträchtlich“, „erheblich“, „beachtlich“, „ziemlich groß“ auf der einen Seite und „zureichend“ und „genug“ auf der anderen Seite der Skala.  Dies dokumentiert  der Kollokationsgraph im DWDS wie auch die Beleglage in Grimms Wörterbuch

usselig
In der Tat wohl ein Regionalismus. Recherchen in meiner Bibliothek als auch in den schon genannten online-Wörterbüchern bleiben leider ohne Ergebnis. Allein das online- Wörterbuch der Ruhrgebietssprache verzeichnet das Wort und gibt die allen Kulturhaupstädter geläufige Erklärung:  usselig 1) kalt, ungemütlich; das übliche Wetter im Ruhrgebiet.

Die Regionalismen hier werden in diesem Jahr in die Welt getragen. Sie werden dann in jedem Wörterverzeichnis zu finden sein – wenn alle sich von den erklecklichen kulturellen Weiten, den kruden Sitten und dem usseligen Wetter hier in der Region haben faszinieren lassen.


„Notizbuch“ Kookkurrenzen, Kollokationen und Anekdoten

Der Notizbuchblog hat die Wortpatenschaft zu dem Wort Notizbuch übernommen. Patenschaften werden -gegen Gebühr- vom Verein Deutsche Sprache vergeben. Notizbuchblog.de wird sich als künftig darum bemühen, das Wort Notizbuch vor dem Aussterben zu bewahren. Nunja. zu den Bemühungen des VDS hatte ich hier ja schon mal was geschrieben. Ob nun das Wort Notizbuch vom Aussterben bedroht ist, so dahin gestellt. Bis zum Wiedererscheinen der Moleskin-Notizbücher, die eine alte Notizbuchkultur tatsächlich wiederbelebt haben, sah es so aus, als würden die Notizbücher selbst aussterben.
Mir scheint es jedenfalls nicht so zu sein, wie der Anglizismenindex des VDS vermutet, dass das Wort Notizbuch durch das englische notebook verdrängt wird. Bei notebook denke ich vielmehr an einen mobilen Computer (was in einer zweiten Bedeutung auch der VDS so sieht). An dieser Stelle sei eine kleine Anekdote erlaubt:

Das Wort notebook für die kleinen tragbaren Computer kannten meine Töchter schon sehr früh, noch bevor sie wirklich englisch sprechen konnten. Irgendwann einmal sahen sie das Wort von mir geschrieben und wunderten sich über die Schreibweise. Sie meinten es müsse doch not book geschrieben werden, da es ja kein Buch sei. Ein Notizbuch (eben notebook) sei es ja ganz sicher nicht.

Ganz bestimmt: trotz der Affinität der Jugend zur englischen Sprache, aussterben werden unsere Wörter deshalb sicher nicht.

Zurück zur Wortpatenschaft, die Notizbuchblog übernommen hat: Als erste Tat zur Rettung des Wortes gibt es einen Artikel mit morphologischen Angaben zum Wort und zu den Kookkurrenzen des Wortes. Diese sind aber ganz außerordentlich vom verwendeten Textkorpus abhängig. Dies erklärt die vom Notizbuchblog festgestellten Merkwürdigkeiten. Ich empfehle das DWDS (Das Digitale Wörberuch der deutschen Sprache des 20. Jh.) als ersten Angang um etwas über das Wort zu erfahren. Es basiert auf der Arbeit der Sprachwissenschaftler der Berliner Akademie der Wissenschaften und war schon in seiner Buchform als Wörterbuch der Gegenwartssprache eines der besten Wörterbücher des deutschen Sprachraumes (vergesst den DUDEN!!). In seiner derzeitigen Fassung ist das DWDS  ein ein Wortinformationssystem in dem Wörterbuchartikel mit Textbeispielen und statistischen Kookurrenzinformationen verknüpft werden.
Befragt man dieses Wortinformationsstem zu Notizbuch, bekommt man allerlei Interessantes heraus. Unter anderem eben auch Kollokationen, die doch etwas klarer sind, als die zitierten Kookkurrenzangaben und die graphisch so dargestellt werden:

Die Graphik ist dem DWDS nach der Suche nach Notizbuch entnommen und gibt die Wortnachbarschaften (Kollokationen) von Notizbuch wieder. Einen Verweis auf das DWDS gibt es auch im Artikel des Notizbuchblog.
Über diese Visualiserung des der Kollokationen hinaus erhält der Nutzer noch eine Menge weiterer sehr nützlicher Informationen zu dieser Lexemfügung (Notiz+Buch). Unter anderem viele  Belege (der registrierte Nutzer: 260; Registrierung kostenlos) des Wortes in echten Kontexten. Eine Fundgrube für jede/n Spracharbeiter/in!
Da die Korpustexte über einen ganzen Zeitraum gesammelt wurden, bekommt man auch Infromationen zur Statistik der gesuchen Wörter. Die Statistik von Notizbuch zeigt, dass die Verwendung von Notizbuch in der Belletristik seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts stark abgenommen hat, in den 60er Jahren eine Blüte hatte und nun beharrlich abnimmt. In Zeitungstexten und in der „Gebrauchsliteratur“ dagegen nimmt die Verwendung des Wortes wieder zu.
Statistik Notizbuch
Es gibt also noch Grund zur Hoffnung …

Schälmesser

Auswahl an Schälmesser

Auswahl an Schälmessern

Vor längerem hatten wir Besucher von weiter weg hier in Fischlaken. Da Fischlaken nicht ganz so weit von Solingen entfernt ist und die Zeit gerade passte, haben wir vorgeschlagen zum Zöppkesmarkt nach Solingen zu fahren.

„Was für’n Markt“, fragte der Ostwestfale,“Zöppkes?. Was ist denn das?“ Uns war das ganz klar, weil ein Teil der Familie meiner Frau von dort kommt. In meiner Herkunftsfamilie nannten wir das gleiche Ding Hümmelchen oder Hümmchen, gemäßigte Varianten von Hümmelken (aus dem eher westlichen Westfalen). Im Ruhrgebiet ist es auch bekannt unter dem Namen Pittermesser. Mache behaupten, ein Pittermesser sei im Unterschied zum Hümmelken nicht gezackt. Mir sind aber auch noch keine Hümmchen gezackt untergekommen.

Wie nennen Sie diese kleinen Messer, die zum Obst- oder Kartoffelschälen benutzt werden? Über Auskunft darüber in den Kommentaren würde ich mich sehr freuen. Mal sehen, wieviel wir zusammen bekommen. Schön wäre noch, wenn Sie dazu schreiben würden, wo in Deutschland, das Wort nach Ihrer Kenntnis benutzt wird.

Hörnetzverbundsendung

Ich habe in dieses Netztagebuch mal die Querverweise in die linke Spalte eingefügt, die ich so bei Mr.Wong (einem Netzverbunddienst) zum Thema Sprache gesammelt habe.
Beim Betrachten, welche Querverweise wohl interessant für die Leser und Leserinnen dieses Netztagebuchs wohl interessant sein könnten ist mit wiedermal der Netzauftritt des Vereins für deutsche Sprache begegnet. Dieser hat sich die Pflege der deutschen Sprache zur Aufgabe gemacht. Die Vereinmitglieder wollen der „Anglisierung der deutschen Sprache entgegentreten“. Eine ganze Reihe illustrer deutscher sog. Prominenz zählen sie zu ihren Mitglieder und haben auch ein paar, wie ich finde, spannende und teils auch lustige Projekte.
Eines davon ist der Anglizismenindex.  Dieser enthält inzwischen ca. 7000 Anglizismen, „die in die deutschen Allgemeinsprache eingedrungen sind“. Teils werden die Anglizismen nur erklärt, teils werden deutschsprachige Entsprechungen vorgeschlagen.
Dabei kommen zum Teil lustige Wortfügungen heraus, insbesondere, wenn man den Index mehrfach anwendet.

podcast -> Audio-Internetsendung
Internet -> Netzverbund
Audio -> Hör-
podcast –>> Hörnetzverbundsendung

Manches gibt aber auch zu denken: Leicht ließe sich bspw. link durch Querverweis ersetzen. In der Verbindung mit -sammlung hätte es als Querverweissammlung nicht in die linke Spalte gepasst, deshalb bleibt es bei Linksammlung.
Einerseits scheint es mir hilfreich und lobenswert, wenn Über- oder Ersetzungen für Anglisimen vorgeschlagen werden. Es ist für mit dem Netzverbundwesen nicht so vertraute Menschen eine Hilfe, dort mal nachlesen zu können, was die Fachwörter bedeuten. Auch kann der Anglizismenindex für diejenigen die sich schreibend mit dem Netzverbund auseinandersetzen durchaus ein Impuls sein, mal nach einer deutschprachigen Entsprechung zu suchen und sie zu verwenden.
Fügungen allerdings wie Netzverbund für das seit langem eingeführte und gebrauchte Internet erinnern mich doch sehr stark an den Gesichtserker der Sprachpfleger des 17. und 19. Jahrhunderts Philipp von Zesen und Joachim Heinrich von Campe.

Damals wie heute hat für mich derlei Sprachpurismus einen doch arg partiotischen bis ins nationalistische reichenden Charakter. Dies gilt auch für den Verein Deutsche Sprache, dessen Mitglied auf der Liste der prominenten Mitglieder als Wahlspruch (?) angibt: „Kein Gemeinwesen kann ohne Patriotismus leben oder überleben.“ – Was hat Patriotismus mit der Nutzung aus dem englisch-amerikanischen Sprachraum stammenden Wörtern zu tun?

Ganz allgemein bin ich ja, wie im letzten Artikel ja schon bemerkt, der Meinung, dass die Sprache sich schon so entwickelt, wie es für die Sprachteilhaber nützlich ist. Auch die erwähnten Sprachpuristen des 17. und 19 Jahrhunderts haben nicht verhindern können, dass unser äußeres Riechorgan immernoch mit dem Latinismus Nase und nicht mit Gesichtserker bezeichnet wird. (Obwohl ich das Wort auch ganz schön finde.) Auch die vielen anderen Latinismen, die heute ganz selbstverständlich verwendet werden, konnten die sprachpuristischen Bemühungen der letzen Jahrhunderte nicht beseitigen. Damals waren die romanischen Sprachen der Feind heute ist es eben das Englische.

Für die mit dem Purdeutsch des VDS nicht so vertrauen Lesen/innen, hier die Rückübersetzungen der verwendeten Wörter

Hörnetzverbundsendungpodcast
NetzverbundInternet
NetzverbunddienstWebservice
Netztagebuchblog, weblog
Querverweislink
NetzauftrittWebsite

Ups, jetzt ist der Artikel doch wieder so lang geworden. Ich kann eben nicht kürzer …
RFC 😉

Bratwurst

Trotz vielfacher Konkurrenz wie Pizza, Döner und Gyros behauptet sich die Bratwurst hartnäckig als typisch deutscher Imbiss.

Auch wenn die Wurst gebraten oder doch zum braten verkauft wird, ist die Herkunft des Wortes Bratwurst keinesfalls so nahe liegend, wie es auf dem ersten Blick scheint: die Bezeichnung bezieht sch nämlich nicht auf die Art der Zubereitung, sondern der Wortteil Brat- geht auf das althochdeutsche Wort brato, zurück. Dies bedeutet soviel wie „pures Fleisch“.
Das neuhochdeutsche Wort Brät, das im süddeutschen Raum verbreitet ist, bedeutet „Fleisch ohne Speck und Knochen“.
Bratwurst ist also eine Bezeichnung nach dem Hauptbestandteil der Füllung, wie bei Leberwurst und Blutwurst.